Bouldern Wettkampf der Bouldertalente in ihrem „Wohnzimmer“

Die 17-jährige HHG-Schülerin Hannah Hattenbach sichert sich den Rheinland-Pfalz-Meister-Titel bei den Damen.
Die 17-jährige HHG-Schülerin Hannah Hattenbach sichert sich den Rheinland-Pfalz-Meister-Titel bei den Damen.

Für viele Starter war es ein Heimspiel. Sie traten bei der offenen Rheinland-Pfalz-Meisterschaft in „ihrer“ Boulderhalle, dem RockTown in Kaiserslautern an oder hatten zumindest keine weite Anreise. Dafür gab es jede Menge Überraschungen.

„Hannah, Hannah!“ Die Gruppe Kids, die am Mattenrand kniet, ist laut, aber so richtig. So laut, dass Hannah Hattenbach an der Wand alles gibt, das Letzte an Energie aus sich herauskitzelt und an den vier Bouldern im Finale alles gibt. Auch wenn sie nicht sicher ist, ob das reicht. Schließlich lief es nicht gerade gut in der Woche davor. Hannah Hattenbach hatte eine Halsentzündung, wusste nicht, wie fit sie sein würde. Aber beim Wettkampf in ihrem „Wohnzimmer“, der Halle, in der sie so oft trainiert, wollte sie unbedingt dabei sein.

Wie bei den Großen: Bundestrainer und HHG-Lehrertrainer Johannes Lau stellt die Teilnehmer der Jugend B vor, die mit donnerndem
Wie bei den Großen: Bundestrainer und HHG-Lehrertrainer Johannes Lau stellt die Teilnehmer der Jugend B vor, die mit donnerndem Applaus begrüßt werden.

Mit 14 ausgezogen

In der Halle, zwischen den mehreren Hundert Zuschauern, stehen ihre Eltern und fiebern mit ihr mit. Sie sehen sie nicht oft, seit Hannah ihren Traum vom Bouldern lebt, dem Klettern ohne Seil, mit Matten als Fallschutz. Mit 14 ist sie von Hillscheid bei Koblenz ins Internat nach Kaiserslautern gezogen. Jetzt ist sie 17, gehört zur Klettergruppe der Eliteschule des Sports am Kaiserslauterer Heinrich-Heine-Gymnasium, ist im Jugendkader des Deutschen Alpenvereins und startet bei den Offenen Rheinland-Pfalz-Meisterschaften im Kaiserslauterer RockTown bei den Erwachsenen. Und es lief plötzlich. „Ich konnte alles beiseite schieben. Die Boulder waren mein Style, ich habe mich total gut bewegen können und alles ist super aufgegangen“, schwärmt sie hinterher. Sie kam bei drei der vier Finalrouten bis zum Topgriff, das schaffte bei den Damen sonst keine.

Liana Jolie Schäfer (14) aus Kaiserslautern tritt in der weiblichen Jugend B an und ist glücklich, dass sie es ins Finale gescha
Liana Jolie Schäfer (14) aus Kaiserslautern tritt in der weiblichen Jugend B an und ist glücklich, dass sie es ins Finale geschafft hat.

Dass es in der Woche zuvor beim europäischen Jugendcup in Soure/ Portugal nicht so gut lief, war plötzlich nicht mehr wichtig. Sie hörte nur noch die Kids aus ihrer Schule, die sie hochbrüllten und sah in die Augen ihrer Eltern, die stolz waren, dass ihre Tochter den Rheinland-Pfalz-Meister-Titel geholt hat, bevor es in dieser Woche zum nächsten großen Event geht. Hannah Hattenbach startet beim Europäischen Jugendcup in Graz. Könnte sein, dass sie da auch ein bisschen Heimspiel hat. Luke Brady, Routenbauer aus dem RockTown, ist dort Chefroutenbauer. „Wäre cool, wenn ich ein paar Routen von ihm klettern könnte“, sagt sie und strahlt ihren Pokal und ihre Eltern an, die am Mattenrand auf sie warten.

Lucie Molitor, die für den DAV Zweibrücken startet, kam bei den Damen ins Finale und sicherte sich dort den vierten Platz.
Lucie Molitor, die für den DAV Zweibrücken startet, kam bei den Damen ins Finale und sicherte sich dort den vierten Platz.

Es war ein spannender Wettkampf, bei dem Starter aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland um Qualipunkte für die westdeutschen Meisterschaften kämpften und um den Rheinland-Pfalz-Meister-Titel. Die 19-jährige Lucie Dörle aus Mehlingen hatte es als Qualifikationsbeste ins Finale geschafft. Dort zogen jedoch Hannah Hattenbach und Lea Schwitzgebel aus Zweibrücken knapp an ihr vorbei. Sie wurde Dritte. Hinter ihr lag Lucie Molitor (19) aus Sankt Ingbert, die für Zweibrücken startet. Sie kam wie sie bei zwei Bouldern sicher an den letzten Griff, sammelte aber nicht so viele Bonuspunkte.

Jeweils fünf Minuten haben die Starter, die vorher in der Isolationszone waren, Zeit, um das ihnen unbekannte Boulderproblem zu
Jeweils fünf Minuten haben die Starter, die vorher in der Isolationszone waren, Zeit, um das ihnen unbekannte Boulderproblem zu lösen.

Mit Eisbeutel am Mattenrand

Annika Pidde hatte sich die Rückkehr in die Halle, in der sie groß wurde, anders vorgestellt. Die 29-Jährige, die inzwischen in Darmstadt wohnt, kam ins Finale. Beim ersten Boulder legte sie einen Hook, wollte den Fuß anziehen, plötzlich fuhr ein stechender Schmerz durch ihr Knie. Sie saß mit Eis am Mattenrand und musste zusehen, wie es für ihre Konkurrentinnen weiterging. Hattenbach kam beim ersten Boulder in knapp der Hälfte der fünf Minuten, die sie Zeit gehabt hätte, zum obersten Griff. Rätsel Nummer zwei hatte sie nach einer Minute geknackt.

Hannah Hattenbach ist glücklick, dass sie es gleich beim ersten Boulder ans Top geschafft hat.
Hannah Hattenbach ist glücklick, dass sie es gleich beim ersten Boulder ans Top geschafft hat.

Ein Heimspiel hatte auch Jonas Ecker, der zwar offiziell für den DAV Frankenthal startet und aus Heidelberg stammt, aber vor eineinhalb Jahren fürs Studium nach Kaiserslautern gezogen ist. Die Halle kennt er nur zu gut, da trainiert er sonst. Auch für den 19-Jährigen, der Chemie und Biologie auf Lehramt studiert, lief es im Finale. Er kam bei drei der vier Boulder ganz nach oben, wurde Rheinland-Pfalz-Meister. „Es macht immer Spaß hier, Die Boulder waren supergeil und es war eine mega Stimmung“, schwärmt er und fragt sich weiter durch zum Hallenpersonal. Dort bringt er schüchtern ein Anliegen vor: Er würde gern beim Routenschrauben helfen, ob das denn ginge? Es geht. Er darf demnächst Boulderprobleme für andere vorbereiten. In seinem Wohnzimmer.

Ergebnisse

Offene-Rheinland-Pfalz-Meisterschaft Bouldern

Damen: 1. Hannah Hattenbach, DAV Koblenz, 3 Tops, 4 Zonen im Finale; 2. Lea Schwitzgebel, Zweibrücken, 2T4Z; 3. Lucie Dörle, Kaiserslautern, 2T4Z; 4. Lucie Molitor, Zweibrücken, 2T4Z

Herren: 1. Jonas Ecker, DAV Frankenthal, 3T3Z; 2. Ole Reusch, Darmstadt-Starkenburg, 3T3Z; 3. Johannes Schwitzgebel, Frankfurt, 2T2Z; 4. Michel Siedler, Frankenthal, 2T2Z; 5. Dominik Retschy, Zweibrücken, 1T4Z

Jugend: weibliche Jugend A: 1. Lena Groß, Generation Rockland, 2. Fiona Schäfer, Kaiserslautern, 3. Mia Siegel, ASS Saarbrücken; männliche Jugend A: Finn Machwirth, ASS Saarbrücken, 2. Benjamin Höh, Kaiserslautern, 3. Zeno Groditzki, Bonn; weibliche Jugend B: 1. Stella Jordans, Rheinland-Köln, 2. Filipa Knoll, Mainz, HHG-Schülerin, 3. Carlotta Barth, Generation Rocklands; männliche Jugend B: 1. Laurin Becker, Darmstadt-Starkenburg, 2. Luke Nicholson, Rheinland-Köln, 3. Finn Fleck, Wuppertal; weibliche Jugend C: 1. Rosalie Gieser, Kaiserslautern, 2. Julika Reuter, Kaiserslautern, 3. Melissa Laschinski, Rheinland-Köln; männliche Jugend C: 1. Oliver Benke, Düsseldorf, 2. Simon Dübbers, Rheinland-Köln, 3. Moritz Varnhorn, Siegerland; weibliche Jugend D: 1. Nele Hartmann, Rheinland-Köln, 2. Leonie Ivlieva, Rheinland-Köln, 3. Juliane Nowka, Frankfurt; männliche Jugend D: 1. Niklas Nemitz, Düsseldorf, 2. Jonathan Metz, Worms, 3. Nils Graf, Darmstadt-Starkenburg. huzl

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